pd:Bammm!:
Was überhaupt im bürgerlichen Verblendungszusammenhang Natur heißt, ist bloß das Wundmal gesellschaftlicher Verstümmelung. Wenn das psychoanalytische Theorem zutrifft, dass die Frauen ihre physische Beschaffenheit als Folge von Kastration empfinden, so ahnen sie in ihrer Neurose die Wahrheit. Die sich als Wunde fühlt, wenn sie blutet, weiß mehr von sich als die, welche sich als Blume vorkommt, weil das ihrem Mann in den Kram passt. Und ob ich Recht hab oder nicht, sagt euch dann das Licht. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Seit ich ihn gesehen.]
Wir weinen, ohne zu wissen warum; weil wir so noch nicht sind, wie jene Musik es verspricht, und im unbenannten Glück, dass sie nur so zu sein braucht, dessen uns zu versichern, dass wir einmal so sein werden. [Band 17: Musikalische Schriften IV: Schubert.]
Es gibt kein richtiges Leben im falschen. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Asyl für Obdachlose.]
Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: In nuce.]
Das Bedürfnis im Denken will aber, dass gedacht werde. Es verlangt seine Negation durchs Denken, muss im Denken verschwinden, wenn es real sich befriedigen soll, und in dieser Negation überdauert es, vertritt in der innersten Zelle des Gedankens, was nicht seinesgleichen ist. Die kleinsten innerweltlichen Züge hätten Relevanz fürs Absolute, denn der mikrologische Blick zertrümmert die Schalen des nach dem Maß des subsumierenden Oberbegriffs hilflos Vereinzelten und sprengt seine Identität, den Trug, es wäre bloß Exemplar. Solches Denken ist solidarisch mit Metaphysik im Augenblick ihres Sturzes. [Band 6: Negative Dialektik. Jargon der Eigentlichkeit: Dritter Teil: Modelle.]
personality bedeutet ihnen kaum mehr etwas anderes als blendend weiße Zähne und Freiheit von Achselschweiß und Emotionen. Das ist der Triumph der Reklame in der Kulturindustrie, die zwangshafte Mimesis der Konsumenten an die zugleich durchschauten Kulturwaren. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug.]
Fun ist ein Stahlbad. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug.]
Zärtlichkeit aber, die unkörperlichste noch, ist verwandelte Sexualität, das Streichen der Hand übers Haar, der Kuss auf die Stirn, die den Wahnsinn der geistigen Liebe ausdrücken, sind das befriedete Schlagen und Beißen beim Geschlechtsakt der australischen Wilden. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Exkurs II: Juliette oder Aufklärung und Moral.]
Die Gescheiten haben es den Barbaren überall leicht gemacht, weil sie so dumm sind. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Gegen Bescheidwissen.]
Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Hans-Guck-in-die-Luft.]
Welch einen Zustand muss das herrschende Bewusstsein erreicht haben, dass die dezidierte Proklamation von Verschwendungssucht und Champagnerfröhlichkeit, wie sie früher den Attachés in ungarischen Operetten vorbehalten war, mit tierischem Ernst zur Maxime richtigen Lebens erhoben wird. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Aufforderung zum Tanz.]
Als eine, wahre und scheinlose stellt Schönheit nicht in der Synthesis aller Werke, der Einheit der Künste und der Kunst sich dar, sondern bloß leibhaft und wirklich: im Untergang von Kunst selber. Auf solchen Untergang zielt jedes Kunstwerk ab, indem es allen anderen den Tod bringen möchte. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: De gustibus est disputandum.]
Die Echternacher Springprozession ist nicht der Gang des Weltgeistes; [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Hinter den Spiegel.]
Erster und einziger Grundsatz der Sexualethik: der Ankläger hat immer unrecht. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Zwergobst.]
Das Ganze ist das Unwahre. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Zwergobst.]
Wenn die Öffentlichkeit einen Zustand erreicht hat, in dem unentrinnbar der Gedanke zur Ware und die Sprache zu deren Anpreisung wird, so muss der Versuch, solcher Depravation auf die Spur zu kommen, den geltenden sprachlichen und gedanklichen Anforderungen Gefolgschaft versagen, ehe deren welthistorische Konsequenzen ihn vollends vereiteln. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Vorrede.]
Lehrer und Schüler tun sich gegenseitig Unrecht an, wenn jener von Ewigkeitswerten schwafelt, die im allgemeinen keine sind, und die Schüler zur Antwort darauf zur schwachsinnigen Verehrung der Beatles sich entschließen. [Band 10: Kulturkritik und Gesellschaft I/II: Tabus über dem Lehrberuf.]
Die technisch voll Sachverständigen schmähen die grölende Gefolgschaft des Elvis Presley als Halbstarke. [Band 14: Dissonanzen. Einleitung in die Musiksoziologie: I. Typen musikalischen Verhaltens.]
Der Körper ist nicht wieder zurückzuverwandeln in den Leib. Er bleibt die Leiche, auch wenn er noch so sehr ertüchtigt wird. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Interesse am Körper.]
Schon der Mythos ist Aufklärung, und: Aufklärung schlägt in Mythologie zurück. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Vorrede.]
Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen. (Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Zwergobst.)
pd: Ein Freak, aber Formulierungskünstler. Mein Favorit:
"So sagt uns eine Stimme, wenn wir auf Rettung hoffen, dass Hoffnung vergeblich sei. Und doch ist es sie, die ohnmächtige, allein, die überhaupt uns erlaubt, einen Atemzug zu tun."
Was überhaupt im bürgerlichen Verblendungszusammenhang Natur heißt, ist bloß das Wundmal gesellschaftlicher Verstümmelung. Wenn das psychoanalytische Theorem zutrifft, dass die Frauen ihre physische Beschaffenheit als Folge von Kastration empfinden, so ahnen sie in ihrer Neurose die Wahrheit. Die sich als Wunde fühlt, wenn sie blutet, weiß mehr von sich als die, welche sich als Blume vorkommt, weil das ihrem Mann in den Kram passt. Und ob ich Recht hab oder nicht, sagt euch dann das Licht. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Seit ich ihn gesehen.]
Wir weinen, ohne zu wissen warum; weil wir so noch nicht sind, wie jene Musik es verspricht, und im unbenannten Glück, dass sie nur so zu sein braucht, dessen uns zu versichern, dass wir einmal so sein werden. [Band 17: Musikalische Schriften IV: Schubert.]
Es gibt kein richtiges Leben im falschen. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Asyl für Obdachlose.]
Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: In nuce.]
Das Bedürfnis im Denken will aber, dass gedacht werde. Es verlangt seine Negation durchs Denken, muss im Denken verschwinden, wenn es real sich befriedigen soll, und in dieser Negation überdauert es, vertritt in der innersten Zelle des Gedankens, was nicht seinesgleichen ist. Die kleinsten innerweltlichen Züge hätten Relevanz fürs Absolute, denn der mikrologische Blick zertrümmert die Schalen des nach dem Maß des subsumierenden Oberbegriffs hilflos Vereinzelten und sprengt seine Identität, den Trug, es wäre bloß Exemplar. Solches Denken ist solidarisch mit Metaphysik im Augenblick ihres Sturzes. [Band 6: Negative Dialektik. Jargon der Eigentlichkeit: Dritter Teil: Modelle.]
personality bedeutet ihnen kaum mehr etwas anderes als blendend weiße Zähne und Freiheit von Achselschweiß und Emotionen. Das ist der Triumph der Reklame in der Kulturindustrie, die zwangshafte Mimesis der Konsumenten an die zugleich durchschauten Kulturwaren. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug.]
Fun ist ein Stahlbad. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Kulturindustrie. Aufklärung als Massenbetrug.]
Zärtlichkeit aber, die unkörperlichste noch, ist verwandelte Sexualität, das Streichen der Hand übers Haar, der Kuss auf die Stirn, die den Wahnsinn der geistigen Liebe ausdrücken, sind das befriedete Schlagen und Beißen beim Geschlechtsakt der australischen Wilden. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Exkurs II: Juliette oder Aufklärung und Moral.]
Die Gescheiten haben es den Barbaren überall leicht gemacht, weil sie so dumm sind. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Gegen Bescheidwissen.]
Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Hans-Guck-in-die-Luft.]
Welch einen Zustand muss das herrschende Bewusstsein erreicht haben, dass die dezidierte Proklamation von Verschwendungssucht und Champagnerfröhlichkeit, wie sie früher den Attachés in ungarischen Operetten vorbehalten war, mit tierischem Ernst zur Maxime richtigen Lebens erhoben wird. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Aufforderung zum Tanz.]
Als eine, wahre und scheinlose stellt Schönheit nicht in der Synthesis aller Werke, der Einheit der Künste und der Kunst sich dar, sondern bloß leibhaft und wirklich: im Untergang von Kunst selber. Auf solchen Untergang zielt jedes Kunstwerk ab, indem es allen anderen den Tod bringen möchte. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: De gustibus est disputandum.]
Die Echternacher Springprozession ist nicht der Gang des Weltgeistes; [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Hinter den Spiegel.]
Erster und einziger Grundsatz der Sexualethik: der Ankläger hat immer unrecht. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Zwergobst.]
Das Ganze ist das Unwahre. [Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Zwergobst.]
Wenn die Öffentlichkeit einen Zustand erreicht hat, in dem unentrinnbar der Gedanke zur Ware und die Sprache zu deren Anpreisung wird, so muss der Versuch, solcher Depravation auf die Spur zu kommen, den geltenden sprachlichen und gedanklichen Anforderungen Gefolgschaft versagen, ehe deren welthistorische Konsequenzen ihn vollends vereiteln. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Vorrede.]
Lehrer und Schüler tun sich gegenseitig Unrecht an, wenn jener von Ewigkeitswerten schwafelt, die im allgemeinen keine sind, und die Schüler zur Antwort darauf zur schwachsinnigen Verehrung der Beatles sich entschließen. [Band 10: Kulturkritik und Gesellschaft I/II: Tabus über dem Lehrberuf.]
Die technisch voll Sachverständigen schmähen die grölende Gefolgschaft des Elvis Presley als Halbstarke. [Band 14: Dissonanzen. Einleitung in die Musiksoziologie: I. Typen musikalischen Verhaltens.]
Der Körper ist nicht wieder zurückzuverwandeln in den Leib. Er bleibt die Leiche, auch wenn er noch so sehr ertüchtigt wird. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Interesse am Körper.]
Schon der Mythos ist Aufklärung, und: Aufklärung schlägt in Mythologie zurück. [Band 3: Dialektik der Aufklärung: Vorrede.]
Bei vielen Menschen ist es bereits eine Unverschämtheit, wenn sie Ich sagen. (Band 4: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben: Zwergobst.)
pd: Ein Freak, aber Formulierungskünstler. Mein Favorit:
"So sagt uns eine Stimme, wenn wir auf Rettung hoffen, dass Hoffnung vergeblich sei. Und doch ist es sie, die ohnmächtige, allein, die überhaupt uns erlaubt, einen Atemzug zu tun."
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