Montag, 30. Juli 2012

Waffennarr hat Objektophilie*/?#!

Von Hannelore Crolly für die Zeitung "Die Welt"
Noch nie wurden bei einer Privatperson mehr Waffen gefunden als bei Kurt N. Jetzt wurde der Prozess gegen Kurt N. vertagt. Sein Anwalt will ein psychologisches Gutachten. Der Rentner leide an "Objektophilie".
Der Anwalt von "Pulver-Kurt" wartete bis ganz zum Schluss, um die Bombe platzen zu lassen. Krawumm. Volltreffer. Die Pointe sass, huh. Eigentlich war das Gericht drauf und dran, im Prozess gegen den Waffennarr, der in der Nordpfalz ein veritables Waffen- und Sprengstofflager zusammengetragen hatte, die Beweisaufnahme zu beenden und die Plädoyers zu beginnen. Waffenstillstand sozusagen.
Da stellte Ulrich Stange noch schnell einen Antrag, der für Richter Bruno Kremer und Staatsanwältin Annette Boeckl ein Überraschungsangriff war: Stange forderte, dass sein Mandant psychiatrisch begutachtet werden solle, um offiziell zu bestätigen: Der 64-Jährige Rentner Kurt N. leide an "Objektophilie". Daher sei er nicht oder allenfalls eingeschränkt schuldfähig.
Objektophilie, trug der Jurist vor, sei ein psychischer Defekt, eine Krankheit mithin, bei der sich ein Mensch ganz unnatürlich stark zu Dingen hingezogen fühle. 
An anderer Stelle als sexueller Fetischismus bezeichnet, wird es in der Regel als eine sexuelle Devianz verstanden, bei der ein meist unbelebter Gegenstand (vgl. Objektsexualität), der sogenannte Fetisch, als Stimulus der sexuellen Erregung und Befriedigung dient. Das fetischistische Verhalten unterscheidet sich individuell stark und kann sich auf einen einzigen Gegenstand, auf mehrere Objekte, Materialien oder auch auf Körperteile (auch solche des Partners) beziehen. Darüber hinaus gibt es sowohl therapeutisch als auch umgangssprachlich verschiedene Verwendungen des Begriffs, die zum Teil stark voneinander abweichen und sich vor allem durch die Frage unterscheiden, ob der sexuelle Fetischismus eine mit anderen Vorlieben gleichberechtigte sexuelle Präferenz ist oder es sich grundsätzlich um eine behandlungsbedürftige Störung des Sexualverhaltens, eine Paraphilie, handelt.
Im Fall von Kurt N. sei die Sucht, Waffen und Sprengstoff zu besitzen, unwiderstehlich gewesen. "Er konnte, wenn ihm Waffen oder explosives Material angeboten wurde, nicht 'nein' sagen", argumentierte der Anwalt vor dem Bad Kreuznacher Landgericht. Immer wenn ihm ein Waffenhändler schrieb: "Wir haben da ein explosives Angebot für Sie" konnte Kurt N. nicht widerstehen.
"Pulver-Kurt" drohen nun fünf Jahren Haft.
Die Liste, die Anklägerin Annette Boeckl am Morgen vorgetragen hatte, rief in der Tat den Eindruck hervor, dass der Waffennarr N. alles hortete und nicht wieder hergab, was er in die Hände bekommen konnte. Allein 20 Minuten! brauchte die Staatsanwältin, um alle Pistolen und Gewehre, Waffenteile, Granaten, Sprengkörper und Pyrotechnikprodukte vorzutragen, die bei Kurt N. zu Hause und in einer gemieteten Scheune im Nachbarort Becherbach gefunden worden waren.
Die Anklageschrift war auch deshalb so ausführlich ausgefallen, weil Boeckl bei jedem Punkt ausführen musste, welches Gesetz Kurt N. nun gerade wieder gebrochen hatte. In insgesamt 84 Fällen wird dem früheren Werkzeugmachermeister vorgeworfen, gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffen- sowie das Sprengstoffgesetz verstoßen zu haben. Dafür drohen zwischen ein und fünf Jahren Haft.
Vor allem die Sprengstoffe hatten im Januar 2011 in Becherbach, wo Kurt N. eine Scheune zur Aufbewahrung gemietet hatte, für große Aufregung gesorgt.
Die Polizei ließ den 600-Seelen-Ort evakuieren, das Landeskriminalamt (LKA) beförderte die explosiven Funde mit einem ferngesteuerten Roboter auf ein Feld außerhalb. In sicherer  Entfernung wurden mehrere Handgranaten und rund 40 Kilogramm Sprengstoff in die Luft gejagt, von dem wohl nie ganz klar sein wird, um welche Art von Pulver es sich handelte.
Ein LKA-Sprengstoffexperte sagte vor Gericht aus, er habe Angst bekommen, als er die alten, zum Teil verrotteten Sprengkörper gefunden habe. "Wir mussten befürchten, dass es sich um Nitroglycerin handelt, das schon bei zehn bis zwölf Grad gefriert." In der Scheune sei es aber deutlich kälter gewesen. "Vielleicht hätte schon das Abbrechen eines Nitro-Kristalls oder ein falscher Schritt genügt, um eine Explosion auszulösen."
Als Kurt N. am Morgen mit seinem Anwalt vor Gericht erschienen war, hatte er zunächst einen zutiefst unglücklichen Eindruck gemacht. Verständlich, sie hatten ihm ja auch sein geliebtes Spielzeug weggenommen. Stange übernahm es daher zunächst auch, für seinen Mandanten zu sprechen: Die ungewohnte Aufmerksamkeit, die viele Presse, die Fernsehkameras, all das belaste schwer, zumal Kurt N. bereits zwei Schlaganfälle erlitten habe und vorzeitig in Rente gehen musste.
Doch bald darauf schilderte der 1948 geborene N. doch selbst, wie er am nördlichen Pfalzrand ganz früh, als Fünfjähriger, das erste Mal eine Waffe in der Hand gehabt hatte. "Da lag noch von der Hitlerjugend ein Gewehr herum, da musste dann jeder mal mit schießen." Damals sei der Verhältnis zu Waffen ein völlig anderes gewesen. "In jedem Haus stand ein Karabiner herum." An Silvester hätten die Männer im Dorf zum Neujahr geballert. "Überall waren noch Waffen und Munition vom Krieg."
Auch in Verbindung mit seinem Beruf und seiner Bundeswehrzeit entwickelte der Werkzeugmacher offenbar eine Vorliebe für Waffen: "Ich habe mich immer für die Technik interessiert, nicht für das, was vorn herauskommt." Im Reservistenverband der Bundeswehr sei er Schießleiter und zuständig für die Sicherheit in der Arbeitsgemeinschaft Schießsport gewesen. Seine Aufgabe war es offenbar auch, Munition einzukaufen. Zudem besaß Kurt N. einen Schwarzpulverschein, der ihn berechtigte, selbst Munition für seine legalen Waffen, von denen er über 20 Stück besaß, herzustellen.
Angeblich war der Waffennarr schließlich aber doch selbst überrascht, was im Laufe der Jahre alles zusammengekommen war und dann von der Polizei aus der Scheune getragen wurde. Den Großteil des riesigen Arsenals will er von Menschen erhalten haben, die Waffen oder Munition loswerden oder bei ihm aufbewahren wollten. "Es kamen immer wieder Leute,  einer mit einem Gewehr, einer mit einer alten Brottasche voll Munition."
Im guten Glauben habe er "alles eingepackt und auf den großen Haufen gelegt." Selbst vor einem halben Jahr noch, also zwölf Monate nach den Aufsehen erregenden Razzien der Polizei, hätten ihm Leute Waffen angeboten.
Handgranaten und eine Antipersonenmine will Kurt N. von einem mittlerweile verstorbenen Bundeswehrsoldaten mit Trinkproblem bekommen haben. Der Mann habe gegen Alkohol Sprengstoff versetzt. Um zu verhindern, dass gefährliche Waffen unter die Leute kommen, ohne dabei seinen Freund anzeigen zu müssen, habe er sich entschieden, die illegalen Sprengkörper gegen Alkohol einzutauschen und bei sich aufzuheben.
Das Gericht wird entscheiden müssen, wie es die beinahe unheimliche Sammelleidenschaft von "Pulver-Kurt" bestraft, und ob es dem Rheinland-Pfälzer glaubt, dass er oft aus – wenn auch naiver - Gutmütigkeit gehandelt hatte. Dazu zählt seinen Aussagen angeblich auch der Auftritt in SS-Uniform, für das er schon vor fünf Jahren eine Geldauflage von 750 Euro zahlen musste.
Kurt N. war gefilmt und fotografiert worden, wie er in Baumholder bei einer Art Kriegsspiel in der Ausstattung der Waffen-SS herumspazierte. Den Part des SS-Soldaten habe er für das Filmprojekt eines Amerikaners übernommen, sagte N. "Ich würde nie ein Hakenkreuz oder die Runen tragen."
Auch mit einer SS-Fahne, die bei ihm zu Hause in einem Zimmer dekoriert mit Stahlhelmen, Granaten und Maschinengewehren an der Wand hing, habe er nichts zu tun,  sagte er. Das Zimmer gehöre seinem jüngsten Sohn. "Die Fahne habe ich geschenkt bekommen und gleich in den Müll geworfen." Dort habe sie sein Sohn womöglich wieder herausgefischt. "Viele Leute versuchen, mich in eine braune Ecke zu stellen." Aber dort gehöre er nicht hin. Wohin aber dann?
Jetzt muss also ein Gutachter ermitteln, ob Kurt N. tatsächlich süchtig nach dem Besitz von Waffen war, und das Gericht wird überlegen, welchen Einfluss das auf ein Urteil nehmen könnte. Allzu Milde darf sich der 64-Jährige wohl nicht erwarten, nachdem ein Sachverständiger ausgesagt hatte, wie offen und unkontrolliert Kurt N. gefährlichste Waffen und Munition herumliegen ließ.
Der nächste Verhandlungstermin ist auf 15. August festgesetzt. Von seinem Antrag, der eine verminderte Schuldfähigkeit belegen soll, erhofft sich Verteidiger Stange aber trotz allem wenigstens ein Strafmaß von unter zwei Jahren. Nur dann könnte die Gefängnisstrafe auf Bewährung ausgesetzt werden.
Lieber Anwalt von Pulver-Kurt,
es ehrt dich, dass du mit kratzen, beissen und zähnefletschen die Interessen deines Klienten verteidigst. Aber wie darf man diese neue Krankheit verstehen:
Aus lauter Liebe zum Objekt hat sich dein Klient ein Waffenarsenal zusammengekauft mit der man eine ganze Taliban-Hochburg ausrüsten kann. Handgranaten, AK47, Landminen gesammelt als Opfer einer unkontrollierbaren Leidenschaft.
Der Artikel erschien am 25.07.2012 in der Welt:
WELT ONLINE: "Objektophilie" - "Pulver-Kurt" leidet an bizarrer Obsession
Der Kommentar einer Welt-Leserin:
Jana sagt:
"Ich kann ihn irgendwie verstehen. Besonders die Waffen aus dem 2. Weltkrieg haben eine Art grausame Ästhetik. Illegal sammeln ist aber natürlich nicht in Ordnung."
Au Mann, Jana, du scharfes Geschoss, im Bett gehst du sicher ab wie eine Granate. Geht's noch, Waffen Groupie, ist bei dir die Büchse nicht richtig gespannt. SS-Uniformen, Gewehre, Handgranaten sondern für dich eine grausame Ästhetik ab? Was ist das: Landser-Romantik? Vollkommmen ästhetisch natürlich. Echt grausam.
Hier eine Seite für dich:
Infos und Hilfe zur Krankheit:
http://www.objektophilia.de/

Nazi racoons on warpath

By JULIE MOULT, The SUN
HORDES of Nazi racoons are out to conquer Europe.
They are just across the Channel from Britain after marching through France, Belgium, Holland and Denmark in a furry blitzkrieg.
Hitler aide Hermann Goering had the US mammals introduced to German woods in 1934 to “enrich the Reich’s fauna”.
But numbers have soared and they are invading new territory — just like the Nazis did. Germany has more than a million racoons.
The 2ft-long creatures have no natural predators and are a serious pest, entering houses to steal food and endangering local wildlife.
Now there are plans to launch a cull. Expert Ulf Hohmann warned: “Racoons will eventually spread to the whole of Europe.”
The menace follows reports of ten million “Stalin” crabs with a 3ft claw span heading towards Britain from Russia.
Go, Nazi-Racoons, go!

Samstag, 28. Juli 2012

Stil als krankheit

Der alpha patient



...stimmt gar nicht. Gabs auch schon:


Jean Sibelius - fin. Komponist - um ca. 1890