Dienstag, 23. April 2013

Ikea-Effekt

Wir schätzen Gegenstände höher ein, wenn wir an ihrer Entstehung beteiligt waren. Der Name dieses Phänomens: Ikea-Effekt. 
Seit der Ökonom Michael Norton (gemeinsam mit Dan Ariely) im Jahr 2009 den Begriff geprägt hatte, brachte es der IKEA-Effekt in der Verhaltensökonomie zu etwas Berühmtheit. Er beschreibt eine faszinierende Eigenheit der menschlichen Existenz: die Überbewertung, die wir selbst entworfenen oder selbst zusammengebauten Gegenständen im Vergleich zu fertig gekauften Massenprodukten entgegen bringen. Alles was wir selber machen erscheint uns in einem positiveren Licht. Mein Häufchen ist viel schöner als Deins. Auch erlebte Selbstwirksamkeit genannt.

People look at a hand-made replica of a Lamborghini Reventon as they drive past it in Suqian
Chinese mit selbstbgebasteltem Lamborghini


"Die meisten Karosserieteile stammen vom Schrottplatz, das gute Stück hat ein bisschen Rost und Patina angesetzt. Nun ja, die Ledersitze sind auch nicht mehr die neuesten, und der Motor rödelt vor sich hin, wenn der Fahrer das Düngemittel durch die Gegend fährt.
Zugegeben: Von außen sieht es aus wie eine Rostlaube. Aber kein Zweifel, es ist ein Sportwagen Und was für einer.
Er hat zwei Türen, die sich nach oben öffnen, und eine schnittige Karosserieform in Form eines Düsenjets, die nah ran kommt an den legendären Lamborghini Reventon. Der stolzer Besitzer, der 28 Jahre alte Chinese Wang Jian, hat schon als Kind davon geträumt, einmal einen eigenen Sportwagen zu lenken. Jetzt hat er ihn.
Er baute ihn sich aus Gebrauchtwagenteilen. Aber nicht alles am Auto ist gebraucht, darauf legt Wang Jian Wert. Das Auspuffrohr hat er neu bei einem Händler bestellt und soll angeblich ähnlich kraftvoll röhren wie der eines Sportwagens. "Ich habe immer gedacht, dass etwas fehlt in meinem Leben. Ich wollte mir den Traum erfüllen, ein einzigartiges Auto bauen. Den habe ich mir jetzt erfüllt", sagt Wang Jian, der eigentlich Ingenieur werden wollte, es aber nicht bis an die Universität brachte."

Wang Jian

v.s.

Lotto-Lothar


Das Gegenbeispiel: Lotto Lothar mit gewonnenem Lamborghini



Hannover – 1994 gewann Lothar Kuzydlowski aus Hannover 7,8 Millionen Mark – und war schlagartig als Lotto-Lothar berühmt. 1999 starb er an Alkoholsucht. Er vererbte den Rest seines Vermögens einer Bardame.

Lotto, Lothar, Lamborghini
Der Arbeitslose kaufte teure Autos, feierte auf Mallorca, liebte Wodka und Frauen. An seiner Goldkette baumelte das Kürzel „LLL“: für Lotto, Lothar, Lamborghini. Dann der Abstieg: 1998 verließ ihn seine Frau, nur ein Jahr später starb er mit 53 Jahren an Leberzirrhose.
Auf seinem Grabstein kam noch ein L hinzu - LLLL“: für Lotto, Lothar, Lamborghini, Leberzirrhose. 
Seine Witwe und seine Geliebte, der Lothar sein Geld vermacht hatte, stritten um das Erbe. Fünf Jahre später schlossen sie einen Vergleich: Lotto-Lothars Witwe bekam 65 000 Euro zugesprochen, von denen sie aber nach eigener Auskunft bisher nichts bekommen hat.
Lotto-Lothars Witwe sortiert jetzt Kartoffeln für 7,80 Euro die Stunde.
Nach dem Lottogewinn, jettete sie um die Welt, sonnte sich unter den Palmen von Mauritius, fuhr im schneeweißen Lamborghini. Geld spielte für Andrea K. (50) keine Rolle.
Sie war die Frau von Lotto-Lothar, Deutschlands fröhlichstem Lotto-Glückspilz.
Doch das war einmal. Lothar ist tot und seine Witwe muss heute in der Landwirtschaft schuften.
Sie sortiert Kartoffeln für 7,80 Euro die Stunde!
20. August 1994. Zusammen mit seinem Bruder räumt Lothar (damals 48) aus Hannover den Jackpot im Samstags-Lotto ab, gewinnt 7,8 Millionen Mark. Auf einen Schlag war der arbeitslose Teppichleger all seine finanziellen Sorgen los.
Er gönnte sich ein Leben im Luxus, kaufte sich teure Autos, baute für sich, seine Frau und seine kleine Tochter ein Häuschen im Grünen. Doch die Millionen brachten der Familie kein Glück.
Nur einen Monat nach dem großen Gewinn starb Lothars Vater Leo, kurz darauf sein Bruder Peter. Während Andrea daheim den Haushalt schmiss, das Kind versorgte, verprasste Lothar das Geld. Immer öfter vergnügte er sich bei Urlauben am Meer mit zwielichtigen Bardamen. Die Ehe zerbrach.
Lothar verfiel dem Alkohol, trank flaschenweise Wodka. Fünf Jahre nach dem großen Gewinn starb Lotto-Lothar – Leberzirrhose.
Andrea blieb allein zurück, allein und arm. Lothar hatte sein Restvermögen einer Urlaubs-Gespielin vererbt.
Mühsam schuftet sich die Frau jetzt bei einem Bauern ab, sortiert Kartoffeln und Zwiebeln. „Es macht Spaß, es ist ehrliche Arbeit“ sagt sie. Und wie denkt Andrea heute über Lothar und die wilde Zeit? „Na ja, es war aufregend, schön. Aber dann hatte Lothar die falschen Freunde.“
Andrea lebt mit ihrem neuen Freund in einem kleinen Häuschen auf dem Lande. Otto, der Dachdecker (54), ist Frührentner, kümmert sich um die Hühner im Garten. Die Eier verkaufen Andrea und Otto an Nachbarn. Für 13 Cent das Stück."

Samstag, 6. April 2013

P.C.l.o.w.n.s.

Die Weltveredler von der politisch korrekten Fraktion.
Der "Gutmensch": wohlmeinend, beflissen und randvoll mit Heuchelei. Die Bösen, das sind die Anderen.
Nach Nietzsche:
"Er ist Teil von jener Kraft, die stets das Gute will, doch stets das Böse schafft. Es ist der Mensch, der seiner lauteren Gesinnung folgt und an der Wirklichkeit scheitert. Es ist der Mensch, der die Folgen seines Handelns und noch vielmehr seines Nicht-Handelns anderen überläßt. Es ist der Mensch, der es gut meint und die böse Welt immer wieder gegen sich hat."
"Unsre Gebildeten von heute, unsre »Guten« lügen nicht – das ist wahr; aber es gereicht ihnen nicht zur Ehre! Die eigentliche Lüge, die echte resolute »ehrliche« Lüge (über deren Wert man Plato hören möge) wäre für sie etwas bei weitem zu Strenges, zu Starkes; es würde verlangen, was man von ihnen nicht verlangen darf, daß sie die Augen gegen sich selbst aufmachten, daß sie zwischen »wahr« und »falsch« bei sich selber zu unterscheiden wüßten. Ihnen geziemt allein die unehrliche Lüge; alles, was sich heute als »guter Mensch« fühlt, ist vollkommen unfähig, zu irgendeiner Sache anders zu stehn als unehrlich-verlogen, abgründlich-verlogen, aber unschuldig-verlogen, treuherzig-verlogen, blauäugig-verlogen, tugendhaft-verlogen. Diese »guten Menschen« – sie sind allesamt jetzt in Grund und Boden vermoralisiert und in Hinsicht auf Ehrlichkeit zuschanden gemacht und verhunzt für alle Ewigkeit: wer von ihnen hielte noch eine Wahrheit »über den Menschen« aus!.. Oder, greiflicher gefragt: wer von ihnen ertrüge eine wahre Biographie!.. "
Zur Genealogie der Moral - Was bedeuten asketische Ideale? #19
"[...] gute Menschen reden nie die Wahrheit. Falsche Küsten und Sicherheiten lehrten euch die Guten; in Lügen der Guten wart ihr geboren und geborgen. Alles ist in den Grund hinein verlogen und verbogen durch die Guten." ...
"In diesem Sinne nennt Zarathustra die Guten bald »die letzten Menschen«, bald den »Anfang om Ende«; vor allem empfindet er sie als die schädlichste Art Mensch, weil sie ebenso auf Kosten derWahrheit als auf Kosten der Zukunft ihre Existenz durchsetzen.
Die Guten – die können nicht schaffen, die sind immer der Anfang vom Ende –
– sie kreuzigen den, der neue Werte auf neue Tafeln schreibt, sie opfern sich die Zukunft, sie kreuzigen alle Menschen-Zukunft!
Die Guten – die waren immer der Anfang vom Ende ...
Und was auch für Schaden die We1t-Verleumder tun mögen, der Schaden der Guten ist der schädlichste Schaden."
Ecce Homo - Warum ich ein Schicksal bin. #4
"Der »gute Mensch« ist auf jeder Stufe der Zivilisation der Ungefährliche und Nützliche zugleich: eine Art Mitte; der Ausdruck im gemeinen Bewußtsein davon, vor wem man sich nicht zu fürchten hat und wen man trotzdem nicht verachten darf." [...]
"Kritik des modernen Menschen: – »der gute Mensch«, nur verdorben und verführt durch schlechte Institutionen (Tyrannen und Priester);".
Aus dem Nachlaß; Werke in drei Bänden: III, S. 528
"Es gibt ganz naive Völker und Menschen, welche glauben, ein beständig gutes Wetter sei etwas Wünschbares: sie glauben noch heute in rebus moralibus, der »gute Mensch« allein und nichts als der »gute Mensch« sei etwas Wünschbares – und eben dahin gehe der Gang der menschlichen Entwicklung, daß nur er übrigbleibe (und allein dahin müsse man alle Absicht richten –). Das ist im höchsten Gradeunökonomisch gedacht und, wie gesagt, der Gipfel des Naiven, nichts als Ausdruck derAnnehmlichkeit, die der »gute Mensch« macht (– er erweckt keine Furcht, er erlaubt die Ausspannung, er gibt, was man nehmen kann)."
Aus dem Nachlaß; Werke in drei Bänden: III, S. 577
"Zur Kritik des guten Menschen. – Rechtschaffenheit, Würde, Pflichtgefühl, Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Geradheit, gutes Gewissen, – sind wirklich mit diesen wohlklingenden Worten Eigenschaften um ihrer selbst willen bejaht und gutgeheißen? oder sind hier an sich wertindifferente Eigenschaften und Zustände nur unter irgendwelchen Gesichtspunkt gerückt, wo sie Wert bekommen? Liegt der Wert dieser Eigenschaften in ihnen oder in dem Nutzen, Vorteil, der aus ihnen folgt (zu folgen scheint, zu folgen erwartet wird)?"
Aus dem Nachlaß; Werke in drei Bänden: III, S. 645
"Vielleicht gab es bisher keine gefährlichere Ideologie, keinen größeren Unfug in psychologicis als diesen Willen zum Guten: man zog den widerlichsten Typus, den unfreien Menschen groß, den Mucker;"
Aus dem Nachlaß; Werke in drei Bänden: III, S. 798
"in summa: die ärgste Verstümmelung des Menschen, die man sich vorstellen kann, angeblich als der »gute Mensch«."
Aus dem Nachlaß; Werke in drei Bänden: III, S. 818

Mittwoch, 3. April 2013

Hayek


Don't hassel the Hoffnung


 "So sagt uns eine Stimme, wenn wir auf Rettung hoffen, dass Hoffnung vergeblich sei. Und doch ist es sie, die Ohnmächtige, allein, die überhaupt uns erlaubt, einen Atemzug zu tun."

ADORNO